DLC Hockenheim: Fleißiger Defekt-Teufel

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Die 1000km Hockenheim sind eigentlich die beliebteste Veranstaltung des Deutschen Langstrecken Cups in Deutschland. Jedes Jahr kommen zahlreiche Besucher am Ostersamstag zur Strecke und schauen sich das Renngeschehen an. Mit den großen Tribünen der Strecke, 75 genannten Teams und freiem Zugang zu den Boxen hat die Veranstaltung viel zu bieten.

Doch bevor ich zu meinem persönlichen Bericht komme, möchte ich mein tiefes Beileid für die Familie, Freunde und Angehörigen von Julie ausdrücken. Bei einem tragischen Unfall im morgendlichen Zeittraining verlor sie leider ihr Leben. An solchen Tagen zeigt sich unser Sport von seiner hässlichen Seite. Ride in Peace Julie.

Zusammen mit Sebastian Bruch (Yamaha R1) und Dominik Jung (GSX-R 1000) starteten wir mit der Startnummer 62 in Klasse 1. Wir reisten ohne klare Zielsetzung an sondern wollten das Rennen einfach auf uns zukommen lassen. Da keiner von uns die gesamte Meisterschaft fährt, hatten wir keinen Ergebnisdruck. Trotzdem wollten wir natürlich unser Bestes geben.

Chaos im Zeittraining

Doch das Chaos und der Defekt-Teufel hatten leider andere Pläne mit uns. Sebastian fuhr die ersten 20 Minuten des Zeittrainings. Danach war ich an der Reihe und freute mich darauf, ein paar Runden zu drehen und möglichst schnell einen Rhythmus zu finden. Doch erst musste ich noch kurz die neuen Braking-Beläge einbremsen und testen, ob der neue Quickshifter einwandfrei funktioniert. Dies in der Outlap getan, kam ich auf Start/Ziel an und sah direkt doppelt gelbe Flaggen. Mitten auf der Strecke lag ein Fahrer bewusstlos. Verständlicherweise wurde das Training sofort unterbrochen. Nachdem der Fahrer versorgt und die Unfallstelle aufgeräumt wurde ging es wieder auf die Strecke. Ich fuhr wieder eine Outlap und merkte direkt wie es nach Sprit roch. In der ersten fliegenden Runde schaute ich herunter und sah, dass das ganze Motorrad voll mit Benzin war. Selbst mein Kombi wurde schon langsam nass. Ich habe natürlich sofort Gas raus genommen und die Box angesteuert.

Dominik ging dafür raus, kam aber auch nur zwei Runden weit bevor wieder mit Rot abgebrochen wurde. Das Training wurde danach nicht mehr neu gestartet.

Grund für mein Benzin-Dilemma: eine fehlende Dichtung unter dem Tankdeckel. Vom Vorbesitzer wohl vergessen und von mir vorher nicht kontrolliert. Nach einer Stunde Suchen im Fahrerlager fand ich schließlich einen passenden O-Ring. Vielen Dank an alle, die mir helfen wollten und natürlich die edlen Spender! Immer wieder wunderbar wie freundlich und hilfsbereit das gesamte Fahrerlager ist.

Dominik erging es nicht wirklich besser. Seine GSX-R ging in den Notlauf und war damit erstmal nicht einsatzbereit.

Der Rennverlauf

Somit fuhr Sebastian den Start, da er mit Abstand die meisten Runden gedreht hatte. Doch dann holte der Defekt-Teufel auch ihn ein. Die Madenschraube des Fernverstellers der Bremse löste sich, was dazu führte, dass sich der Bremshebel von alleine verstellte. Keine lustige Angelegenheit. Dies sorgte dafür, dass er nach zwei Runden schon an die Box kam, die Bremse zurückstellte und wieder raus ging. Doch kurze Zeit später musste er wieder rein kommen und wir wechselten direkt, damit er sich dem Problem in Ruhe annehmen konnte.

Ich ging also raus für meinen ersten Stint. Und die ersten wirklichen Runden mit Renntempo. Wir waren durch die ungeplanten Stopps natürlich bis auf die hintersten Ränge zurück gefallen. Ich fand dann doch relativ schnell den Fluss wieder und unterbat innerhalb von vier Runden schon meine bisherige Bestzeit von 2017. Meine Tagesbestzeit fuhr ich ebenfalls direkt im ersten Stint. 1:53,848. Ohne große Vorkommnisse beendete ich meinen Stint und Sebastian war wieder an der Reihe. Dominiks GSX-R wollte immer noch nicht wieder, doch die Jungs arbeiteten daran.

Sebastian fand ebenfalls wieder gut rein und legte konstant schnelle Zeiten vor. Das Problem mit der Bremse konnte zum Glück behoben werden. Da die Suzuki noch nicht wieder einsatzbereit war, ging ich wieder auf die Strecke und erlebte einen leicht chaotischen Stint. Vor Start/Ziel war ich etwas zu schnell und musste die Auslaufzone nutzen. Viele haarige Überholmanöver machten es ebenfalls nicht besser. Am Hinterrad machte sich auch noch die falsche Reifenwahl bemerkbar, der SC2-Gummi funktionierte bei den Streckenbedingungen nicht mehr optimal und baute zusehends ab. In meiner vorletzten Runde des Stints baute ich noch einen Fast-Highsider ein, den ich zum Glück nur gerade noch so abfangen konnte.Dennoch konnte ich konstante 1:55er-Zeiten fahren.

Zwischenzeitlich war Dominiks GSX-R wieder einsatzbereit. Beim nächsten Boxenstopp wechselten wir also auf Dominik. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns schon wieder etwas vorgekämpft und hofften ab da auf einen normalen Rennverlauf. Pustekuchen. Nach nur drei Runden kam Dominik schon wieder an die Box. Probleme mit dem Mapping machten die Suzuki unfahrbar. Somit war Dominik komplett raus. Also machte sich Sebastian mit seiner R1 wieder auf den Weg. Er freundete sich während seines Stints immer weiter mit der R1 an und wurde immer schneller.

Déjà-vu – Mal wieder ein vorzeitiges Ende

Dann war es wieder Zeit für den Fahrerwechsel. Zu Anfang des Stints tat ich mich etwas schwer damit, wieder in den Rhythmus zu finden. Nach einem schönen Fight gegen einen Kontrahenten fand ich die Konstanz dann jedoch wieder. Nach einer kleinen Luftdruckanpassung des Hinterreifens fühlte dieser sich trotzdem nicht wirklich besser an und rutschte relativ viel. Sonst lief alles soweit normal, doch nach 13 Runden fand ich in der Parabolika auf einmal meinen Schalthebel nicht mehr. Nach einem kurzen Blick nach unten wusste ich Bescheid – das Schaltgestänge war gebrochen. Ich schleppte die R6 also im vierten Gang zurück an die Box.

Nach kurzer Inspektion in der Box war das Dilemma klar: das Gewinde des (neuen) Quickshift-Sensors war glatt abgebrochen. Damit war das Rennen für mich ebenfalls vorbei. Den Rest des Rennens nahm Sebastian dann alleine in Angriff und machte daraus eher ein freies Training. So sahen wir trotz eines katastrophalen Rennens trotzdem noch die Zielflagge. Es erinnerte etwas an 2017, nur mit umgekehrter Rollenverteilung.

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